Brennweitenverlängerung

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Friedhelm
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Brennweitenverlängerung

Beitrag von Friedhelm »

Bei meinem Leipzig-Treffen sind wir plötzlich auf das Thema "Crop - Bildkreisverlängerung" gekommen und ich habe versprochen mal etwas Klarheit in dieses Thema zu bringen.

Nun erst mal der Begriff CROP-FAKTOR sollte besser "BESCHNITT-FAKTOR" heißen, denn im englischen heißt Crop = Beschnitt.
Es hat sich international so eingebürgert, dass wir das frühere Kleinbildformat 24 x 36 mm, als Grundlage für das Vollformat nehmen.
Etwas wegschneiden, denn nichts anderes tut der Crop-Faktor. Zu sehen auf meinem Bild, wenn auch der Faktor (das gelbe Rechteck) bei einigen Kameramodellen andere Maße hat.
Bildkreis.jpg
Eine reine Brennweitenverlängerung ist nur mit einem Externder / Konverter möglich und da wird in der Regel die Brennweite um das 1,4 oder 2,0 fache erweitert.
Es ist eine reine Irreführung, aus einem 200mm-Objektiv ein neues 300mm Sony-Nikon - 320mm Canon - 400mm Olympus zu machen. Es ist nur der subjektive Eindruck beim Blick durch den Sucher, weil alles näher und größer erscheint. Der kleinere Sensor deckt nur eine kleinere Fläche vom Bildkreis ab und mehr nicht.

Bei einer Kamera mit einer Sensorgröße von ca. 24x36mm (Vollformat) würde das Vogelportrait komplett zu sehen sein und bei einer Crop-Kamera , hier Halbformat, würde das Portrait angeschnitten. Vorausgesetzt natürlich immer vom gleichen Standpunkt.

Sensorformate:
Sensorformate.png
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Grüsse aus dem "Hohen Norden" Friedhelm
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jupiter
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Re: Brennweitenverlängerung

Beitrag von jupiter »

Danke Friedhelm. Da wird ja selbst in sogenannten "Fachzeitschriften" falsch berichtet.
Zu Werbe- und Verkaufszwecken könnte man es ja noch verstehen.
Viele Grüße
Frank


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rhodoman
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Re: Brennweitenverlängerung

Beitrag von rhodoman »

Ich habe mir die Problematik auch noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Sachlich gibt es an Friedhelms Darlegung nichts zu kritteln - weil es eben nun mal so ist.

Ich habe versucht, eine logische Erklärung zu finden, warum wir immer sagen: 200 mm x crop 1,5 = 300 mm f
Bei DSLR ist es einfach, weil sich hier der Crop-Faktor einfach aus dem Verhältnis der wirklichen Chipabmessungen zum KB-Format ergibt, es sich also nur um eine Ausschnittvergrößerung wie bei 300 mm f handelt.

Bei den Kompakten ist es etwas komplizierter, weil diese in ihrer Optik schon ganz andere Brennweitenangaben ausweisen als DSLR-Optiken.
Hier errechnet man sich den Faktor aus den Angaben auf der kamera bzw. den Technischen Daten der Bedienanleitung.
Bei meiner Sony sind das f 4,45 mm entspr. 25 mm KB bzw. f 89 mm entspr. 500 mm KB (20-fach Zoom). Das ergibt einen Faktor von 5,6

Dazu habe ich noch die Angaben für den Chip: 7,76 mm (diese Angabe fehlt aber meist bei den Kompakten) 1/2.3-Typ. Weil die 2. Angabe für den Chip fehlt habe ich nach Friedhelms Tabelle und dem Dreisatz gerechnet und bin für die fehlende Seitenangabe auf 6,6 mm gekommen. Daraus ergibt sich ein Faktor von 5,8
Zwischen dem vorgenannten Faktor 5,6 und dem Chipfaktor 5,6 liegt also nur eine kleine Rundungsdifferenz.
Daraus kann man folgern, dass bei Kompakten der Cropfaktor auch aus den Angaben zur Brennweite errechenbar ist, weil meist nicht angegeben, wie bei DSLR.

Es bleibt aber auch hier dabei, dass es sich nur um das Verhältnis zum erreichbaren Bildausschnitt geht bezogen auf das KB-Format.
Es bleibt natürlich auch dabei, dass die Werte für uns im normalen Umgang wichtige Verständigungswerte sind.
Nur eines ist nicht: Dass unsere Kameras mit ihren Optiken einer gleichen Optik am Vollformatgehäuse überlegen sind, denn der Cropfaktor verlängert nicht die Brennweite, sondern verkleinert den Bildausschnitt.
Will sagen, im Vergleich mit 2 gleichen Optiken von z.B. 100 mm f erreiche ich bei Cropfaktor 1,5 nur einen Ausschnitt, der um des 1,5-fache kleiner ist als bei einer Vollformatkamera. Damit wäre ich wieder beim Ausgangspunkt, den Friedhelm schilderte (s. Adlerbild).

Ich will es noch etwas weiter treiben.
Es könnte ja jetzt jemand sagen (Zoomoptik vorausgesetzt) - ha, dann brauche ich doch gar nicht so stark zoomen wie der mit seiner Vollformatigen und bekomme den Adler dann auch voll auf das Bild. Das ist zwar richtig, nur muss man eines bedenken: Der Abbildungsmaßstab macht es. Mit der Vollformatigen bekommt der bekommt der natürlich den Adler viel größer auf das Bild als ich. Das müßte dann bei der Bildbearbeitung wieder ausgeglichen werden. Das würde aber bedeuten, das Bild hochzuskalieren. An der Stelle sind wir dann bei der Bildqualität - und da liegt der Sinn einer Vollformatkamera.

Man könnte noch mehr Spinnereien machen. Ich will es aber nicht übertreiben, nur Friedhelms Aussage unterstreichen.
Herzliche Grüsse Heinz

Menschen, die glauben, dass die Impfung ihr Erbgut verändert, sollten das als Chance begreifen (Eckart v. Hirschhausen)


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Friedhelm
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Re: Brennweitenverlängerung

Beitrag von Friedhelm »

Danke Heinz, über Kompakte und Bridge habe ich mir nie solche Gedanken gemacht und es einfach schlicht als gegeben hingenommen.

Aber bei Saturn in L habe ich an den Preisschildern von DSLR Objektiven diese irreführenden Aussagen gesehen und so wurde es mir auch vermittelt.
Wenn ich mir an meiner 7D ein 50mm/f1,4 anschnalle, muss ich damit rechnen ein kleines Tele (80mm) zu bekommen. Somit sollte ich doch lieber ein 35mm f1,4 nehmen, damit ich ein besseres Standardobjektiv habe.
..ich habe versucht ihm zu erklären worum es geht, jedoch wird er mich für einen Klugsch.... gehalten haben.
Folglich habe ich mir das Sigma 50mm/f1,4 dort nicht gekauft.

:frech: PS: du hattest mich mit deinem 1,4er heiß gemacht.
Grüsse aus dem "Hohen Norden" Friedhelm
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